Noch mehr Rohwolle!

Links: ungewaschene Rohwolle, rechts: gewaschene Wolle, unten: gekämmte Probe.

Die Locken die ich mir als Probe ausgesucht habe.

Wie schon im „Rohwolle“-Post angekündigt, ist nun auch meine Milchschafwolle eingetroffen. Ich hatte schon einmal vor ein paar Jahren das Vergnügen und dachte mir, ich probiere es wieder einmal aus. Wenn man spinnt dann spricht sich das ja irgendwann herum und plötzlich kommen Menschen auf einen zu und fragen „ich hab da Wolle, magst du die haben?“. So auch mit Dorothea, die bei uns als Karenzvertretung gearbeitet hat. Sie hat einen Nachbarn, der Nachbar hat Schafe und so kam eines zum anderen.

Leider ist diese Wolle immer sehr schmutzig, aber da sie geschenkt ist habe ich mir erlaubt, sie großzügigst auszusortieren. Wächst ja eh wieder nach. Und da die Wolle gar nicht vorsortiert war, hatte ich einiges zu entfernen. Wenn ich sie nicht genommen hätte, wäre sie höchstwarscheinlich sowieso im Abfall gelandet. Die Wolle muss nun mal von den Schafen herunter, und wenn es sich wie hier um Milchschafe handelt (keine Ahnung welche Rasse oder ob es Mischlinge sind), dann hat die Wolle für den Schafhalter keine wirtschaftliche Bedeutung. Was mich bei dieser Wolle trotzdem immer wieder erstaunt ist, dass sie kaum nach Schafstall riecht. Ich nehme also an, die Tiere werden großteils im Freien gehalten, was auch den immens dreckigen Zustand erklären dürfte.

Dafür hat die Wolle keinen wie auch immer gearteten Nachschnitt. Und da ich Nachschnitt hasse (abgesehen von superfeinbröseliger VM die man so gut wie gar nicht auswaschen kann) ist das natürlich gut für mich.

Transportsack. Ein richtiges Überraschungspaket.

Gekommen war die Wolle in einem riesigen Jutesack, was ansich schon zu erstaunten Blicken bei der Post führte. Hat ja durchaus etwas von einem Postsack. Nach dem Auspacken habe ich sofort mal alles was hochgradig verschmutzt war, mit Schafsdreck etc verklebt war aussortiert, ebenso alles was zuviel VM (vegetable matter, also pflanzliche Teile) hatte, entfernt. Danach alles was zu kurz war was gar nicht so viel war. Diese Schafe werden nur einmal jährlich geschoren und die Stapellänge ist beeindruckend! Wobei ich da gleich beim Hauptproblem angekommen war: Das obere Drittel der Spitzen, also die Außenseite, ist zu 95% verfilzt und mit Schlamm  und ich-möchte-es-gar-nicht-wissen verklebt. Also so richtige Filzmatten (siehe Bilder). Also was tun. Probeweise habe ich ein paar dieser Fasern gewaschen, aber selbst nach viermaligem Wasserwechsel ging immer noch Dreck raus.

Beim letzten Mal habe ich daher etwas getan, was man normalerweise nicht macht, aber durch die große Stapellänge hier nicht allzusehr ins Gewicht fällt: Ich habe einfach mit einer Schere die Spitzen abgeschnitten. So habe ich es bei einem Teil dieser Wolle wo es einfach zu aufwändig wäre, die Spitzen zu waschen, auch wieder gehalten. Natürlich hat das einen Effekt auf die Weichheit der Wolle, die Spitzen sind nun mal der feinste Teil, nur bringt das relativ wenig, wenn der Dreck nicht rausgeht.

Auch das Lanolin hat sich stark festgesetzt, sodass ich es nicht komplett auswaschen kann, die Wolle wird also immer einen leichten Gelbstich behalten. Ich erinnere mich, dass das beim ersten Mal ebenfalls schon der Fall war, und ich deshalb auch die Wolle gefärbt hatte. Das werde ich wieder so halten, allerdings werde ich die Wolle erst unbehandelt verspinnen und dann das fertige Garn färben.

Hier sieht man deutlich die verklebten Spitzen. 

Radikaler Dreck erforder radikale Maßnahmen:
Das Schaf nochmal von der anderen Seite scheren.



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