Orangen mal anders



Vor vielen Jahren habe ich die Bitterorange oder Pomeranze bzw. Sevilla-Orange für mich entdeckt. Die meisten kennen diese Orange warscheinlich von der berühmten englischen Orangenmarmelade mit den charakteristischen dünn geschnittenen Orangenschalenstücken. Die Marmelade ist für sich schon eine Geschmacksexplosion. Für euch habe ich diesmal das Rezept für einen Orangensirup, der alle anderen handelsüblichen Dicksäfte locker in den Schatten stellt! 

Bitterorangen sind roh nicht genießbar, einfach weil sie, wie ihr Name es schon andeutet, sehr bitter schmecken. Die Teile der Pflanze enthalten verschiedene ätherische Öle, die auch in der Parfümerie Verwendung finden. Für mich sind in erster Linie die Früchte interessant, denn aus ihnen lässt sich nicht nur Marmelade, sondern auch ein ausgezeichneter Bitterorangensirup herstellen. Und er kommt komplett ohne Geschmacksverstärker aus. Man benötigt nur Bitterorangen, Zucker und Zitronensäure.

Leider sind Bitterorangen hierzulande im Handel nicht zu finden, daher bestelle ich meine Orangen bei Fet a Sóller, einem Online-Shop der Früchte und Spezialitäten aus Soller, Mallorca und den Balearen anbietet.



So wird’s gemacht: 

Für den Bitterorangen-Sirup werden die Orangen zuerst gut gewaschen und danach von den kleinen Blütenansätzen befreit, die sich noch an der Oberseite der Orange befinden.  Danach halbiere ich die Orangen und entferne die Kerne. Und Kerne habe die eine ganze Menge! Die Orangen schneide ich dann noch in kleinere Stücke, dadurch garen sie schneller.

Ganz wichtig! Man verwendet die ganzen Orangenstücke. Also mit Schale und dem Albedo (den ganzen Weißen Teilen der Frucht). Nur die Kerne entferne ich.

Danach kommen die Orangenstücke mit ausreichend Wasser in den Schnellkochtopf. Ich fülle etwa ein Drittel der Fruchtmenge mit Wasser auf und bringe den Kochtopf danach zum Kochen. Wenn das Druckventil beim zweiten Ring ist, schalte ich den Herd ab und lasse die Orangen so lange auf der Herdplatte bis der Druck auf Null ist und ich den Deckel abnehmen kann. Jetzt sollte man prüfen, ob die Orangen schön weich sind und noch Kerne vorhanden sind und diese gegebenenfalls entfernen.

Danach mixt man die Orangenstücke mit dem Pürierstab so lange, bis eine sämige Masse entstanden ist. Man muss ziemlich sicher noch Wasser hinzufügen, bis man eine angenehme Sirupkonsistenz erreicht hat. Für das Pürieren wurden auch die Kerne sorgfältig entfernt, sie würden eine unangenehme, nicht fruchtige Bitternote erzeugen, wenn man sie zermixt. Das Orangenpüree streicht man dann mithilfe eines Pürierholzes oder eines Spatels durch ein feines Sieb. Es werden in dem Sieb noch gröbere Schalenreste zurückbleiben. Diese auf keinen Fall wegwerfen, dazu später.

Das passierte Orangenpüree gibt man nun in einen Kochtopf und fügt je nach Geschmack, aber maximal die Hälfte der Fruchtmasse an Zucker hinzu. Außerdem gebe ich noch 1 EL Zitronensäure pro kg Fruchtpüree hinein. Wenn ihr Sirupzucker verwendet, dann könnt ihr die Zitronensäure weglassen, denn diese ist im fertigen Sirupzucker bereits in der richtigen Menge enthalten. Ist der Sirup noch zu dick, einfach Wasser hinzufügen. Dann die Masse ein paar Minuten sprudelnd kochen lassen und in zuvor sterilisierte Flaschen abfüllen.

Kühl und dunkel gelagert ist der Orangensirup bis zu zwei Jahre haltbar. Nach dem Öffnen sollte er im Kühlschrank aufbewahrt werden. Der Sirup wird vielleicht etwas an Farbe verlieren und dunkler werden, aber das völlig normal bei einem Naturprodukt und stellt kein Problem dar.

Den Sirup je nach Geschmack mit stillem oder sprudelndem Wasser genießen. Auch für Sekt Orange ist dieser Sirup ein Gedicht und prophezeihe euch, ihr werdet keinen normalen Orangensaft mehr im Sekt haben wollen! Auch für Cocktails ist der Sirup geeignet. Oder ihr verwendet ihn als Beigabe zu einer leckeren sommerlichen Joghurtcreme oder ein fruchtiges Dessert. Auch über Vanilleeis ist er lecker.

Aus den Schalenresten macht man nun ein unwiderstehliches Orangekonfekt:  Man vermischt die Schalenreste 1:1 mit Zucker und bringt sie am Herd zum Kochen. Jetzt heißt es Rühren, rühren, rühren, damit nichts anbrennt. Man kocht die Masse, um die verbliebene Flüssigkeit zu verdampfen. Wenn die Masse dick geworden ist, so streicht man sie etwa 5 bis 7 mm dick auf ein mit Backpapier belegtes Blech und lässt sie im Backrohr bei etwa 70 °C so lange trocknen, bis sie nicht mehr klebt und sich ledrig anfühlt. Man sollte die Orangenplatte nach einiger Zeit umdrehen. Das Konfekt muss unbedingt gut getrocknet sein, da es ansonsten beginnt zu schimmeln!

Danach schneidet man Rauten oder andere Formen und wälzt das Konfekt in grobem Kristallzucker. In einer Dose schichtweise mit Pergamentpapier aufbewahren.



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