Die Natur auf den Stoff gebracht

Eukalyptus

Eco-Print ist ein Verfahren, dass sich in Färberkreisen seit einigen Jahren zunehmender Beliebtheit erfreut. Eine der Pionierinnen dieser Färbemethode ist India Flint (www.indiaflint.com). Die Austalierin hat Eco-Print während ihrer Forschungen für ihren Abschluss in Master of Visual Arts an der Universität von Südaustralien validiert und diese Verfahren wurden so zum Kern ihrer textilen Praxis. In ihrem Buch „Eco Colour: Botanical Dyes for Beautiful Textiles“ nimmt sie den Leser mit auf eine Reise in die botanische Farbenwelt.

Meine ersten Versuche mit Eco Print waren ehrlich gesagt etwas mau, aber beim Spinnen ist es mir ebenso ergangen. Vor zwei Wochen habe ich dann einen neuen Anlauf genommen. Im Sommer habe ich ja einen großen Kanister Kaltbeize AL angesetzt (hier) und etliche Baumwollstoffstücke von alten Leintüchern darin versenkt.

Da der Winter ja nicht gerade die optimale Zeit für frische Blätter ist habe ich einerseits mit Eukalyptus vom Floristen gearbeitet, andererseits mit Grünzeug vom Biomüll. Das mag auf den ersten Blick etwas wäh! klingen, aber in meinem Fall handelt es sich um den Müllcontainer vom Friedhof vor meiner Haustüre. Dort werden die Gestecke und Kränze entsorgt und die Floristen verwenden hier entsprechend viel grünes Steckmaterial.

Es ist dabei völlig egal, ob die Blätter schon eingetrocknet sind, vor allem bei Eukalyptus. Denn die Blätter werden entweder in Wasser oder in Eisenwasser eingeweicht und werden dadurch wieder verarbeitbar. Diesmal gab es neben Eukalyptus unter anderem Mäusedorn (Ruscus), und Salal (Shallon-Scheinbeere, Gaultheria shallon), sowie etwas das an Kirschlorbeer erinnerte, jedoch andere Blütenstände hatte. Daneben hatte ich über die letzten Monate noch eine Menge Zwiebelschalen gesammelt.

Ausbeute vom Biomüll, oben links: Eukalyptus, oben Mitte Kirschlorbeer(?),
unten Mitte: Salal, rechts: Ruscus


Zwiebelschalen jedenfalls sind klasse! Sie fallen als Abfall beim Kochen an, sind sehr farbintensiv und haben einen wunderbaren Goldton. Entwickelt man sie mit Eisen nach so gehen sie bis in olivgrüne Farben. Das Eisen kann entweder nach dem Färben durch ein Bad als Nachbehandlung verwendet werden, oder man taucht die Blätter in eine Eisenlösung.

Für eine Eisenlösung könnt ihr entweder rostige Gegenstände wie Schrauben und Nägel in eine schwache Essiglösung legen. Das Wasser bekommt nach einiger Zeit eine rostbraune Farbe und ist dann einsatzbereit. Die zweite Möglichkeit ist, etwas Eisen(II)sulfat in Wasser aufzulösen. Ihr bekommt das Eisensulfat bei Händlern die Färbezubehör anbieten.

Für die Pernambuco-Lösung habe ich Brazilwood-Holz in einen Einmal-Teefilter gegeben und mit heißem Wasser aufgegossen. Das Holz selbst ist hellbraun, ergibt aber sobald aufgegossen eine knallpinke Farblösung. Gibt man etwas Eisenwasser hinzu oder behandelt mit Eisenwasser nach, so verfärbt sich das pink in ein tiefes dunkelviolett.


Links: Zwiebelschalen,
rechts: Rosa durch Behandlung mit Pernambuco

Obiges Blattmaterial, in Eisenlösung gewässert, mit Zwiebelschalen. Dieser Print wurde
für das Dämpfen mit einem in Pernambuco-Lösung (Caesalpinia echinata) eingelegten Tuch abgedeckt.


Zwiebelschalen und Eukalyptuszweige. Die Eukalyptuszweige
wurden mehrere Stunden in Eisenlösung gewässert.

Man sollte die fertigen Prints langsam abkühlen lassen und möglichst lange feucht nachlagern – natürlich nicht so lange, dass sie zu schimmeln beginnen. Ich habe diese Prints über Nacht abkühlen lassen und am nächsten Tag ausgepackt. Das Auswickeln hat etwas von einem Überraschungspaket!

Die Salalblätter haben zuerst nicht besonders überzeugt, aber nach einem Tag sah das Tuch bereits ganz anders aus. Wichtig ist, den Textilien Zeit zum „reifen“ zu geben.

Salalblätter, Eisenlösung, Pernambuco-Tuch.


Die Ergebnisse der letzten beiden Wochenenden.







Comments

  1. Eco Print ist immer wieder eine spannende Sache, vor allem dann beim Auswickeln! Schön beschrieben hast du Alles! LG Anke

    ReplyDelete

Post a Comment