Kerzengießen

Kerzen gieße ich schon seit mehreren Jahren, immer so um die Weihnachtszeit herum, noch bevor Upcycling zum geflügelten Wort wurde. Ich nehme mir zwar immer vor, damit früher anzufangen, aber meistens bin ich im Sommer oder Herbst nicht in der richtigen Stimmung. Ich hatte die letzten beiden Jahre nichts gemacht und nur Wachsreste gesammelt (ich bekomme inzwischen auch reichlich aus dem Bekanntenkreis) und heuer war die Kiste voll sodass es sich wieder lohnte.

Gleich vorneweg: Ich habe im Internet schon etliche Anleitungen zum Kerzengießen gefunden, mit Formen aus Klorollen oder Milchpackungen was sicher möglich ist. Viele meinen allerdings auch, man könne das Wachs ohne Wasserbad oder sogar mit einem Gaskocher schmelzen. Ich rate davon ab solche Experimente zu machen! Wachs schmilzt bereits bei einer Temperatur von 60 °C, alles was darüber hinausgeht ist gefährlich und könnte das Wachs in Brand setzen.

Ich verwende für mein Wachs einen alten Milchkochtopf vom Flohmarkt. Diese Kochtöpfe sind doppelwandig und haben eine seitliche Öffnung, durch die man Wasser einfüllt. Das Wasser wird erhitzt und überträgt die Wärme auf die Innenseite des Topfes ohne sie zu überhitzen. Der Vorteil gegeüber der Methode mit Wasserbadtopf ist, dass das Wasser nicht ins Wachs spritzen kann. Ich gebe mit dem Herd gerade soviel Hitze dass das Wasser kurz ankocht, dann schalte ich aus und nutze die Restwärme der Platte. Genügt das für die Wachsmenge noch nicht, dann einfach nochmals kurz Temperatur geben. Ist das Wachs flüssig, kann man allfällige Dochtreste herausfischen (Schaschlikspieß) und wenn gewünscht einfärben. Kurz vor dem Guß gebe ich auch noch gerne ein paar Tropfen Duftöl hinzu.

Als Formen verwende ich Kerzengußformen aus dem Bastelgeschäft. Diese sind zwar nicht ganz billig, aber ich habe meine schon seit Jahren, da sie ja keine hohen Temperaturen aushalten müssen. Ich verwende am liebsten Stumpenkerzen, aber es gibt viele andere Formen, z.B. Sterne, Kugeln, Herzen u.v.m. Im gut sortierten Bastelgeschäft gibt es auch Dochte und Wachsfarben. Die Dochtstärke sollte man immer dem Durchmesser der Kerze anpassen, am besten sich im Geschäft beraten lassen.

Den Docht so wie es auf der Packung steht verwenden, er hat eine "richtige" und eine "falsche" Seite. Wird er mit der falschen Seite in die Form gespannt, brennt die Kerze später nicht gut. Einen Knoten in die richtige Seite machen, auf der anderen Seite den Docht kurz ins heiße Wachs tauchen und zwischen den Fingern drehen, damit das Wachs den Docht verfestigt. So kann man ihn leichter durch das Loch in der Kerzenform ziehen. Auf der Kerzenunterseite einen Knoten machen, ein Stäbchen durchstecken und den Docht spannen. Es empfiehlt sich außerdem, an der Spitze der Kerze noch zusätzlich mit etwas Plastilin abzudichten, damit kein Wachs auslaufen kann. Danach das Wachs vorsichtig in die Formen gießen.

Man kann auch gestreifte Kerzen machen, indem man verschiedene Wachse in kleineren Mengen in die Formen gießt, erkalten lässt und mit der nächsten Farbe weitermacht. Schräg gestreifte Kerzen erhält man, indem man die Form schräg in eine Schüssel mit Sand stellt und den Winkel je nach Laune verändert. Vom letzten Wach sollte man sich einen Rest zurückbehalten da das Wachs beim Erkalten schrumpft und einsinkt. Den entstehenden Raum kann man dann noch passend ausgießen.

Nach dem Erkalten entfernt man Holzspieß und Plastilin, schneidet den Knoten an der Kerzenoberseite ab und zieht die Kerze am Restdocht heraus. Sollte die Kerze festsitzen, einfach für etwa 10 Minuten in die Tiefkühltruhe legen, dann löst sie sich ganz leicht aus der Kunststoffform.

Abschließend kann man die Kerzen noch nach Gusto verzieren, z.B. mit Blattwachs, in Serviettentechnik, usw.

Wachsreste im Milchkochtopf
Den Arbeitsbereich immer gut mit Zeitungen abdecken

Formen und die daraus entstandenen Kerzen

Fertige Kerzen



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